Tierkommunikation – Wahrheit oder Lüge? – ein Erfahrungsbericht
Ich glaube, jeder Tierbesitzer fragt sich zumindest hin und wieder, was im Kopf seines geliebten Haustiers vor geht. Besonders wenn unsere Lieblinge krank sind wünschen wir uns, mit Ihnen kommunizieren zu können. Da kommen sie ja wie gerufen – die Tierkommunikatoren. Menschen, die von sich sagen, gegen einen bestimmten Geldbetrag, mit (fast) jedem Tier in Kontakt treten und mit ihm sprechen zu können. Tierkommunikation, so sagen sie teilweise selbst, kann Leben retten. Manche Menschen, besonders im Internet, berichten davon, dass die Tierkommunikation ihnen geholfen hat, den entlaufenen Liebling wieder zu finden. Andere sagen, nur durch die Kommunikation mit dem Haustier sei eine Krankheit entdeckt worden.
Was genau kann man sich denn unter Tierkommunikation vorstellen?
Mittlerweile gibt einige Bücher zum Thema, wie man selbst lernen kann, „mit Tieren zu sprechen“ (z.B. „Sprich mit deinen Tieren: Einführung in die Tierkommunikation“ von Beate Seebauer). In der Einführung des Buches definiert sie die Tierkommunikation als eine Fähigkeit, telepathisch bzw. mental mit einem Tier in Kontakt zu treten. Weiter schreibt sie, dass diese „Gabe“ oder diese Fähigkeit in jedem von uns schlummert und jeder lernen kann, mental mit einem Tier in Kontakt zu treten.
Auch in anderen Büchern oder auf Homepages von Tierkommunikatoren kann man lesen, dass sich dieses „Gespräch“ häufiger eher wie ein „Wissen“ anfühlt und nicht wirklich ein klares Gespräch mit Frage-und-Antwort-Struktur ist.
Tierkommunikation funktioniert über ein einfaches Foto, dass man der Person zusendet bzw. übergibt. Das alleine reicht vielen Menschen aus, mit dem Tier eine Verbindung aufzunehmen.
Andere Fragen noch z.B. Alter, Geburtsdatum, Name oder Rasse ab.
Es wird, unter anderem auch in dem oben genannten Buch, gesagt, dass es NICHT darum geht, das Foto zu interpretieren sondern nur anhand des Fotos quasi den richtigen Geist zu finden.
Klingt wie im Märchen?
Ja, finde ich auch – deshalb haben wir den Selbstversuch gestartet.
Ich gestehe ganz offen, ich war sehr skeptisch, bevor ich mich daran gemacht habe, die Tierkommunikatorin meines Vertrauens im Internet zu suchen. Durch einen sehr positiven Erfahrungsbericht in einem anderen Blog bin ich dann fündig geworden. Was andere gut finden kann ja nicht schlecht sein, oder?
Ich habe dann ein Foto von Smartie, seinen Namen sowie sein Alter per E-Mail an die Tierkommunikatorin geschickt, das Geld per Paypal überwiesen und gewartet, bis sie bereit war.
Sie nannte mir einen Termin, zu dem Sie mit Smartie ins Gespräch gehen wollte und ich konnte ihr fünf Fragen schicken, die mir auf der Seele brannten.
Ich habe absichtlich ein Foto gewählt, auf dem Smartie eher untypisch ist. Ich finde, er sieht alt aus auf diesem Foto. (Eigentlich schnüffelte er nur ganz angestrengt in eine Richtung, durfte aber ja nicht aufstehen 😀 ) Als Fragen habe ich mich für die klassischen Dinge entschieden:
– geht es ihm gut / fühlt er sich wohl bei uns?
– kann ich etwas tun, dass es ihm besser geht?
– was kann ich tun, dass wir noch besser zusammen wachsen, besonders draußen näher zusammen bleiben und aufeinander achten?
– was ist in seiner Vergangenheit passiert?
– wie kann ich ihm helfen, dass zu verarbeiten, falls ihm da noch etwas zu schaffen macht?
Obwohl ich mich bemüht habe, Fragen zu formulieren die wenig über Smartie Preis geben, kann man doch einiges heraus lesen. Z.B. dass wir wohl draußen ein Aufmerksamkeits-Thema haben, zudem sieht man die Schleppleine auf dem Bild. Man kann auch herauslesen, dass Smartie eine ungewisse Vergangenheit hat und entsprechend vermutlich aus dem Tierschutz stammt.
Zum Zeitpunkt des Termins waren wir gerade im Büro. Natürlich hab ich hin und wieder interessiert zu Smartie geschielt um zu sehen, ob er irgendwie „anders“ ist, wenn sich da gerade ein fremder Geist mit seinem verbinden möchte. An seinem Verhalten konnte ich allerdings nichts erkennen – er lief rum, trank, putzte sich, schaute zum Fenster raus.
Weil es zeitlich irgendwann nicht anders ging sind wir dann auch mal Gassi gegangen, auch da war er nicht anders als er es sonst ist. Nicht „abgelenkt“, in sich gekehrter oder hibbeliger als sonst.
Noch am selben Tag erhielt ich dann das Gesprächsprotokoll von der Tierkommunikatorin. Der erste Kommentar von ihr war, dass er wesentlich älter klingen würde als die 5-6 Jahre, die ich angegeben hatte.
Vier Seiten handschriftliches Protokoll habe ich erhalten. Es war also wohl ein ausgiebiges Gespräch. Abgesehen vom Alter, dass sie nicht abgefragt sondern aufgrund der Stimme und Art zu sprechen geschätzt hat kamen auch Punkte heraus das er
- sagte, sehr viele Menschen hätten Angst vor ihm
- Angst vor lauten Geräuschen hat
- gerne Nasenspiele macht und sich wünschen würde, dass ich das mal mit ihm mache.
- Das er „die Kinder“ liebt, aber mehr Ruhe vor Ihnen sucht und deshalb sein Körbchen umgestellt werden sollte
- Das ich ihm draußen mehr vertrauen soll, weil er schon immer wieder zurück kommen würde
- das er meinen Mann „okay“ findet, obwohl er Männer eigentlich nicht so gerne mag
- Das er gerne einen weiteren Hund im Haushalt hätte
- In seiner Vergangenheit angeschrien wurde
Ich gestehe, ich hatte mir etwas „mehr“ von der Tierkommunikation erwartet
Zu den Antworten kann ich sagen, dass die meisten Punkte nicht stimmen.
In unserem Umfeld hat niemand Angst vor Smartie. Von all den vielen Menschen, die ihm täglich begegnen gibt es einen, der unsicher im Umgang mit ihm ist. Alle anderen haben ihn sofort ins Herz geschlossen. Erst vor Kurzem sagte ich zu meinem Mann, dass jeder der Smartie sieht ihn sofort liebt – ich weiß nicht, wie er es macht, aber jeder Mensch mag ihn.
Smartie hat nicht mehr oder weniger Angst vor lauten Geräuschen als andere Hunde. Silvestergeknall macht ihm zum Beispiel gar nichts aus. Klar, zuckt er zusammen, wenn es aus heiterem Himmel in der Nähe rumpelt, aber er ist nicht besonders geräuschempfindlich.
Ja, er liebt Nasenarbeit und Nasenspiele – wir gehen zum Man- und Pettrailing, er sucht Dummies und Futterbeutel. Wir waren gemeinsam bei einem Workshop zur Geruchsdifferenzierung. Kurz gesagt, wir machen sehr viel Nasenarbeit.
Er „liebt“ Kinder nicht unbedingt. Er findet die kleinen Menschen ganz lustig, so lange sie nicht unkontrolliert schnell und quitsche-laut durch die Gegend rennen. Wen genau er mit „den Kindern“ meinte weiß ich allerdings nicht, da es in unserem Zuhause keine gibt und ich damit auch sein Körbchen nicht umstellen kann um ihm vor den Kindern mehr Ruhe zu geben.
Ja, das Vertrauensthema ist eins, das bei uns beiden ins Schwarze trifft. Ich glaube zwar nicht dran, dass er „immer wieder zurück kommt“ – wenn er einen Geruch in die Nase bekommt, eine Fährte aufnimmt oder gar ein Wildtier sieht ist er erstmal weg. Aber es stimmt, ich muss ihm draußen mehr vertrauen.
Smartie liebt Menschen. Frauen ein bisschen mehr als Männer, aber grundsätzlich mag er alle, die ihn mögen. Meinen Mann aber vergöttert er (wie ich halt auch 😀 ).
Zu den letzten Beiden Punkten kann ich nicht viel sagen. Beides könnte ich mir vorstellen.
Grundsätzlich glaube ich, dass die Kommunikatorin sich in vielen Punkten von Äußerlichkeiten und/oder der Fragestellung hat beeinflussen lassen. Ich glaube nicht, dass das bewusst passiert ist. Es kann auch unbewusst geschehen sein.
Aber mein Fazit dieses Tests ist, dass die Tierkommunikation bei uns nicht funktioniert hat.
Die Treffgenauigkeit bzw. die sehr vage Formulierung erinnern mich eher an ein Horoskop als an eine Konversation.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich damit nicht sagen möchte, dass alle Tierkommunikatoren und Tierkommunikatorinnen (ich bin ehrlicherweise gar nicht sicher, ob das überhaupt ein Wort ist) Scharlatane oder Bauernfänger sind!