Konsequenz vs. Härte
Immer wieder habe ich das Gefühl, dass die zwei Begriffe „Konsequenz“ und „Härte“ durcheinander gebracht werden.
Erst neulich, als ich auf einem Spaziergang mit einer „Gassibekanntschaft“ (ein sehr schönes Wort, dass ich erst durch Smartie gelernt habe 😀 ) über Schäferhunde gesprochen habe sagte sie:
„ja, es sind schon schöne Hunde, aber für mich wäre es nichts – ich bin einfach nicht hart genug in der Erziehung.“
Daraus entspann sich eine Diskussion darüber, ob man den einen Hund überhaupt mit Härte erziehen „muss“. Im Laufe des Gesprächs kamen wir darauf, dass sie eigentlich „Konsequenz“ meinte. Aber warum werden diese beiden Begriffe immer wieder vermischt? Meiner Meinung nach muss man jeden Hund „konsequent“ erziehen. Aber das kann, nein, das muss aus meiner Sicht ohne Härte ablaufen.
Vermutlich sind Sätze wie:
„da musst Du einfach mal konsequent durchgreifen!“
Schuld daran, dass im Sprachgebrauch oft das eine mit dem anderen verwechselt wird.
Wie sieht denn „konsequente“ Hundeerziehung aus?
Mir sind dabei zwei Dinge wichtig:
1. Wenn ich Smartie ein Kommando gebe, dann achte ich darauf, dass er es auch umsetzt.
Das heißt für mich aber auch, dass ich ein Kommando nur dann gebe, wenn ich ziemlich sicher bin, dass er es auch umsetzen kann.
Als Beispiel: Smartie hat gelernt, dass er an der Bordsteinkante wartet, bis ich ihm das Signal zum Straße überqueren gebe. Dazu gibt es das Signal „warte“ an der Bordsteinkante und „rüber“ wenn die Straße frei ist.
Steht auf der anderen Straßenseite nun eine Katze spare ich mir das Kommando. Er wird nicht warten, wenn die Katze durchstartet, also warten wir einfach ohne Kommando und ich halte ihn im Zweifel an der Leine zurück, sollte er los jagen wollen.
Unser Ziel ist natürlich, dass er auch in diesen Situationen auf mich und meine Signale achtet, aber im Moment ist der Jagdreiz einfach noch zu groß, so dass ich weiß, das es nicht funktionieren würde.
2. … und dass auch noch richtig
Das das Kommando „richtig“ ausgeführt wird ist mir auch noch wichtig.
Ich sagte oben, wir warten an der Bordsteinkante. Läuft Smartie nun einen Schritt auf die Straße und wartet dort wird er von mir korrigiert: ich hole ihn zurück und positioniere ihn da, wo er das Kommando hätte ausführen sollen.
Ich schimpfe oder „strafe“ ihn nicht, ich hole ihn einfach nur zurück und wiederhole das Kommando, wenn nötig.
3. … und das jedes mal
Konsequenz bedeutet für mich auch, vorhersehbar für den Hund zu sein.
„Warte“ heißt immer, bleib dort, wo Du gerade bist. Du kannst Dich setzen, stehen bleiben, im Zweifel auch hinlegen, den Kopf drehen etc. aber warte, bis ein neues Signal kommt. Wogegen „bleib“ z.B. eine andere Bedeutung (nämlich bleib an der Stelle in genau der Pose, in der Du jetzt gerade bist) hat.
Das bedeutet für Smartie, dass er wirklich immer weiß, was genau ich von ihm erwarte.
DAS ist für mich konsequente Erziehung. Das hat aber nichts mit Härte zu tun, es definiert für meinen Hund einen „Rahmen“. Sowohl für Kommandos und Signale als auch für tabus.
Es ist bei uns zum Beispiel NIE erlaubt, an von Menschen gemachten Dingen zu markieren. Da es von dieser Regel nie Ausnahmen gibt, müssen wir auch nie darüber „diskutieren“. (Zugegeben, bei dieser Definition haben wir hin und wieder die Schwierigkeit, wie es denn mit Hecken aussieht. Denn manchmal ist die Hecke von Menschen „gemacht“ und manchmal nicht. Aber zumindest Autoreifen, Fahrräder, Kinderwägen etc. haben wir damit entspannt abgedeckt).
Härte im Sinne von „Strafen“ (wie treten, schlagen, oder gar mit Hilfsmitteln wie Elektrohalsbändern) hat für mich in der Hundeerziehung nichts zu suchen.
Ich glaube nicht daran, dass ein Wesen Dinge aus „Angst vor Bestrafung“ lernen kann. Und ganz abgesehen davon möchte ich einfach nicht, dass mein Hund vor mir Angst hat.
Und ja, ich glaube schon, dass es Hunde(-rassen) gibt, die ein wenig mehr Konsequenz von ihren Menschen einfordern als andere. Aber eine konsequente Erziehung brauchen sie alle – Härte dagegen nicht.