Pflanzlicher Zeckenschutz im Selbsttest
Es wird wieder Frühling. Endlich wird es wieder etwas wärmer. Die Tage werden länger und die Blumen fangen an zu sprießen. Leider erwachen dann auch die Zecken wieder zum Leben. Und wie jedes Jahr auch die Frage, wie man seinen Vierbeiner am Besten schützen kann. Zeckenschutz scheint die Hundeliebhaber fast so sehr zu spalten wie die Frage nach dem richtigen Futter oder dem perfekten Impf- (oder nicht-) Schutz.
Bereits seit einem Jahr denke ich über diesen Artikel nach. Ich schreibe ihn und lösche ihn wieder. Doch warum bin ich bei dem Thema so unsicher? Was möchte ich überhaupt sagen? Es gibt ja schon so unzählig viele Artikel im Internet, die sich mit dem Zeckenschutz unserer Vierbeiner befassen. Was kann ich Neues dazu beitragen?
Die meisten Artikel zum Thema Zeckenschutz drehen sich um natürliche Mittel. Die Möglichkeit, den Vierbeiner zu schützen, ohne seinen Körper mit chemischen Mitteln zu belasten. Die meisten dieser Artikel betonen, dass sie selbst gute Erfahrungen mit Kokosöl, Bernsteinkette und co. gemacht haben. Bisher sind wir bei dem Thema kein „Risiko“ eingegangen und haben zu chemischen Mitteln gegriffen. Nachdem Smartie im letzten Jahr aber mit irgendwas zu kämpfen hatte und sein Körper ohnehin schon belastet schien wollte ich ihn nicht noch zusätzlich belasten. Deshalb haben wir ein Jahr lang auf chemische Mittel zum Zeckenschutz verzichtet und natürliche Mittel ausprobiert.
Die Bernsteinkette – natürlicher Zeckenschutz zum umhängen?
Im Handel werden Bernsteinketten angeboten, die als natürlicher Zeckenschutz angepriesen werden. Bernsteinketten sollen zweifach gegen Zecken wirken. Zum einen soll durch die Kette ein Geruch auf den Hund übergehen. Die Quellen sind nicht eindeutig. Die einen sagen, der Geruch wird mikroskopisch kleine Staubpartikelchen über den Hund verteilt. Andere Quellen meinen, dass sich im Bernstein ein ätherisches Öl befindet und sich so ausbreitet. Egal wie – alle Quellen sind sich einig, ein harziger Geruch umhüllt den Hund und hält so Zecken ab. Zusätzlich sollen sich die Steine durch Reibung am Tierfell elektrostatisch aufladen. Dadurch fühlen sich weder Zecken noch Flöhe unwohl und lassen vom Hund ab.
Kokosöl als pflanzlicher Zeckenschutz
Der Wirkstoff, der Kokosöl als Zeckenabwehrmittel wirksam machen soll ist Laruinsäure. Davon ist in Kokosöl auch jede Menge drin. Man soll Kokosöl sowohl äusserlich als auch als Zusatz zum Futter anwenden können. Äußerlich aufs Fell aufgetragen soll die Laurinsäure die Zecken abschrecken. Es soll wohl Laboruntersuchungen geben, die das belegen. Die erste Untersuchung von 1999 konnte ich online leider nicht zur Einsicht finden. Die zweite schon (hier ist der Link dazu). Allerdings kann die meiner Meinung nach nur bedingt „ernst genommen“ werden. Die angegebene Adresse auf dem Papier ist die Adresse der Firma, deren Produkt untersucht wurde. Die Menschen, die die Untersuchung durchgeführt haben, waren nach Aussage dieser Seite zu der Zeit dort beschäftigt. Damit ist es zumindest keine unabhängige Untersuchung.
Das deutsche Ärzteblatt hat ebenfalls einen sehr interessanten Artikel zum Thema. Sie führen bei Kokosöl Laurinsäure und Caprylsäure. Sie schätzen in der tabellarischen Übersicht den Schutz mit Kokosöl auf bis zu zwei Stunden.
Bernsteinkette und Kokosöl im Selbsttest
Die Bernsteinkette ist wirklich hübsch und ich finde, sie steht Smartie ausgezeichnet. Wir haben sie gemeinsam mit Kokosöl im vergangenen Jahr ausprobiert. Wie oben schon geschrieben ging es Smartie im vergangenen Jahr nicht so gut. Nachdem ich nicht sicher war, was ihm zu schaffen macht wollte ich seinen Körper nicht noch zusätzlich belasten. Deshalb zog bei uns eine Bernsteinkette ein. Zusätzlich wurde Smartie regelmäßig vor den „großen“ Spaziergängen mit Kokosöl an Beinen, Bauch und im Halsbereich eingerieben.
Ich bin kein großer Fan von übermäßigem Kokosgeruch und Smartie ist es ganz offensichtlich auch nicht. Er fand es nicht toll. Ich fand es nicht toll. Das Öl haftete nicht nur an ihm sondern auch an seinen Decken, meiner Hose, unserem Sofa und ständig an meinen Händen. Der Geruch hing wesentlich länger in der Luft als die zwei Stunden, in denen es vielleicht eine Zecke abgeschreckt hätte.
Beides haben wir ab Mitte/Ende Mai gemacht. Zuvor hatte er keinen Schutz und ständig musste ich die fiesen Viecher absammeln oder sogar ziehen. Nachdem wir mit Kette und Öl begonnen hatten war das vorbei. Deshalb fiel mein erster Artikel, den ich zu dem Thema schreiben wollte auch positiv aus. Was ein Glück, dass ich ihn nicht veröffentlicht habe. Denn ab Ende August war es damit vorbei. Plötzlich sammelte er wieder Zecken auf als hätte er einen Zeckenmagneten am Hintern kleben.
In unserem kleinen Selbsttest hatte ich das Gefühl, dass die Zecken vermehrt auf ihm herum krabbelten ohne sich fest zu beißen. Allerdings kann das wiederum auch nur Zufall / Glück gewesen sein.
Die Erklärung war denkbar einfach: Wir hatten unseren Versuch unbewusst genau zu der Zeit gestartet als es wirklich richtig warm und trocken wurde. Bei dem Wetter fühlen sich Zecken nicht wohl und sind nicht so aktiv wie zu feuchteren und ein wenig kühleren Zeiten. Ab Ende August wurde es wieder feuchter. Es regnete mehr und war nicht mehr so extrem heiß. Und plötzlich zeigte sich, dass unser natürlicher Zeckenschutz bei Smartie so überhaupt nicht funktionierte.
Das ist tatsächlich auch der Grund, weshalb ich all diesen Einzelerfahrungen nicht sehr viel Gewicht beimesse bei der Entscheidung, mit welchem Mittel ich Smartie zukünftig gegen Zecken schützen möchte. Selbst wenn sich das Wetter während des Versuchs nicht ändert kann eine Trockenperiode länger anhalten. Oder man geht doch mal unbewusst andere Wege. Oder die Wege sind dieselben aber der Hund landet 15 cm weiter dann doch in einem Zeckennest – oder eben in keinem Nest.
Warum ist mir ein sicherer Zeckenschutz so wichtig?
Diese Frage zu beantworten ist für mich sehr einfach. Wir wohnen in einem FSME Hoch-Risikogebiet. Zudem ist FSME nicht die einzige Krankheit, die Zecken in sich tragen können. Borreliose, Babesiose, Anaplasmose sind ebenso ein wichtiges Thema.
(…) Von den letzteren ist der Holzbock (Ixodes ricinus) in Deutschland am häufigsten und bekanntesten, denn er kann die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und der Borreliose übertragen. In Europa macht ihn diese Eigenschaft zur gefährlichsten Tierspezies überhaupt. (…) Träger von Borrelien ist in Westeuropa jede zehnte bis zweite Zecke.
Für mich ist das Grund genug, alles daran zu setzen um meinen Hund aber auch mich selbst so gut es geht zu schützen. Und selbst wenn die Zecke keine schlimmen Krankheiten übertragen sind sie so voller Bakterien, dass sich häufig eine üble Entzündung entwickelt.
Dieses Bild stammt von einer Zecke, die ich einfach nicht gefunden habe. Sie ist von selbst abgefallen und hat eine Handtellergroße Entzündung zurückgelassen. Für eine Woche hatte Smartie diese „Beule“ die sicherlich auch ziemlich schmerzhaft war.
Unser Fazit zum Zeckenschutz mit Bernsteinkette und Kokosöl
Wie man es dreht und wendet – Einzelmeinungen oder Einzelversuche können nie allgemeingültig sein. Was ich an wissenschaftlichen Studien zu pflanzlichen oder „esoterischen“ Mitteln gefunden habe ist eher dünn. Unser Einzelversuch hat mir gezeigt, dass zumindest Bernsteinkette und Kokosöl für uns nicht gut genug wirken als dass ich mich gut damit fühlen würde. Selbst wenn meine Beobachtung stimmt, dass die Zecken mit Kette und Kokosöl weniger beißen hilft mir das nicht. Sie nutzen Smartie als Taxi und gelangen zu uns in die Wohnung. Dort können sie nicht nur Smartie als Wirt aussuchen, nachdem der Kokosöl-Effekt nachgelassen hat, sie können sich auch mich oder den besten Mann der Welt aussuchen. Dieses Risiko möchte ich nicht eingehen.
In dieser Zeckensaison, die scheinbar schon begonnen hat werden wir unseren Test der nicht-chemischen Mittel fortführen. Weniger, weil ich davon überzeugt bin, dass wir erfolgreich sein werden viel mehr, weil wir Smartie im Moment gegen Demodex-Milben behandeln müssen und ich nicht noch ein weiteres Medikament in seinen Körper bringen möchte, während er bereits medizinisch behandelt wird. Deshalb wird es nächstes Jahr an dieser Stelle weiter gehen.